Die Geschichte der Yeziden beweist die Richtigkeit dieses Aphorismus auf schrecklicher Art und Weise: Seit Anbeginn der Geschichte war das Land der Yeziden – Kurdistan – das zentrale Durchgangsland zwischen Kleinasien und Mesopotamien und deshalb immer wieder Schauplatz diverser Machtkämpfe. Jede Dynastie, jede Regierung, jedes Regime, überhaupt alle Mächte, die sich im Laufe der Geschichte im nahöstlichen Bereich etabliert haben, waren an der Beherrschung dieses Gebietes vital interessiert. Dass dabei die Einheimischen unterdrückt und verfolgt wurden, dass ihnen immer wieder fremde Sitten und Traditionen aufgezwungen worden sind, versteht sich fast von selbst. Den kurdischen Minderheiten in der Türkei, im Irak, im Iran oder in Syrien wird jedes kulturelle Recht und jede Eigenständigkeit aberkannt. Terrorakte und Taten gegenüber der ansässigen kurdischen Bevölkerung sind nach wie vor an der Tagesordnung. Die Yeziden sind Kurden und teilen insofern ihr Schicksal. Sie gehören aber innerhalb der kurdischen Gemeinschaft zu einer kleinen religiösen Minderheit. Sie leben als Bauern und Viehzüchtern verstreut in der Türkei, in Syrien, im Irak und in der ehemaligen Sowjetunion. Mit der Islamisierungswelle in Kurdistan hat sich auch ihr Schicksal entschieden. Die Mehrheit der Kurden wurde zum Islam bekehrt, die Yeziden hielten an ihrer Religion fest waren fortan als Minderheit konfrontiert mit der Unterdrückung, Diskriminierung und einer Verfolgung, die sich nicht selten zu regelrecht Massakern steigerte. Auch viele Kurden waren zeitweise an der Verfolgung der Yeziden beteiligt. Heute droht der Religionsgemeinschaft, deren Zahl auf 500 000 geschätzt wird, die endgültige Vernichtung. Ihre Dörfer wurden zerstört und verbrannt und sie sind zum ersten Mal in der Geschichte – gezwungen, ihr Heimatland zu verlassen.