München (netdoktor.de) – Wer an Panikattacken oder einer Angststörung leidet, hat ein höheres Risiko für eine spätere Koronare Herzerkrankung (KHK) oder einen Herzinfarkt – zugleich aber auch ein geringeres Risiko, daran zu sterben. Das ergab eine große Studie unter der Leitung von Dr. Kate Walters vom University College London. Sie wurde im Fachmagazin „European Heart Journal“ (doi: 10.1093/euroheartj/ehn477) veröffentlicht.

Walters und ihre Kollegen hatten die Krankenakten von fast 405.000 Menschen analysiert: Bei knapp 60.000 Personen hatten Ärzte Panikattacken bzw. eine Angststörung diagnostiziert. Ihre Schlussfolgerung: Angstpatienten unter 50 Jahren hatten ein um 38 bzw. 44 Prozent erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt oder eine KHK. In der Altersgruppe 50+ lag die Gefahr einer Herzerkrankung immerhin noch um 11 Prozent höher als bei den Studienteilnehmern ohne Panik- oder Angststörung.

Für diesen Zusammenhang könnten mehrere Faktoren verantwortlich sein, vermutet Walters. Möglich seien etwa anfängliche Fehldiagnosen – „die Symptome einer Panikattacke können denen eines Herzinfarkts oder einer akuten Herzerkrankung stark ähneln.“ Oder aber Angststörungen würden tatsächlich anfälliger für solche Erkrankungen machen, etwa indem sie durch Aktivierung des Sympathikus unter anderem zu einer Verstopfung der Arterien führen.

Die Datenanalyse brachte auch eine Überraschung, nämlich als sich die Wissenschaftler die Sterberaten infolge von Herzproblemen ansahen: Bei den Angstpatienten war die Rate im Vergleich zu den Gesunden um fast ein Viertel (24 Prozent) niedriger, und zwar unabhängig vom Alter der Patienten. Eine mögliche Erklärung dafür könnte nach Ansicht von Walters sein, dass in der Altersgruppe der unter 50-Jährigen – wo das Risiko für Herzprobleme besonders hoch ist – Todesfälle seltener sind. „Oder der Grund ist, dass Menschen mit Angststörungen früher und öfter zum Arzt gehen, wodurch eine Herzerkrankung eher diagnostiziert und behandelt wird“, so die Wissenschaftlerin.

Die Studienergebnisse sind ihrer Meinung nach aber kein Anlass zu übertriebener Besorgnis: Das Risiko für Herzprobleme sei bei Angstpatienten zwar erhöht, die absoluten Fallzahlen wären aber gering, besonders in der jüngeren Altersgruppe. „Von 10.000 Männern unter 40 Jahren, die eine Panik- oder Angststörung haben, erleiden weniger als drei einen Herzinfarkt; bei den Frauen sind es weniger als zwei“, so Walters. Sie empfiehlt Angstpatienten den Gang zum Arzt, wenn Beschwerden anhalten oder immer wieder kommen. (mf)

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