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Jugend 2.0 – gefangen im virtuellen Netz?
herzflammeDatum: Sonntag, 29.03.2009, 20.45.01 | Nachricht # 1
Gula Kurd Forum
Gruppe: Administratoren
Nachrichten: 321
Status: Offline
Deutschlands Jugend trifft sich weniger in der realen Welt als im Internet. Online-Rollenspiele, Communities, Liebesbeziehungen – ohne sich je gesehen zu haben. Vor den Gefahren warnt der Jugendforscher Axel Dammler und fragt: "Macht das Internet unsere Kinder süchtig?"

Wenn der 16-jährige Alex aus München aus der Schule kommt, geht er als erstes in sein Zimmer und schaltet den Computer ein. Er chattet mit Freunden, lädt sich Songs herunter und surft auf Seiten, die Tricks für Computerspiele verraten. Vor allem aber spielt er „World of Warcraft“, ein Online-Rollenspiel, bei dem die Nutzer als Priester, Magier und andere Figuren gegeneinander antreten. „Meine Eltern haben keine Ahnung, was ich da mache“, sagt Alex.

Die 14-jährige Nadine aus Karlsruhe ist manchmal schon vor der Schule online, um zu sehen, ob sie Nachrichten bekommen hat. Nachmittags sitzt sie dann noch mal drei Stunden am Rechner, um mit den Freundinnen zu chatten, Filme auf YouTube anzugucken oder auch nach Informationen für ihre Hausaufgaben zu suchen. Auch ihren letzten Freund hat sie über eine Internet-Community kennengelernt. Nach drei Wochen hat Nadine Schluss gemacht, per Email und ohne den Jungen je gesehen zu haben.

Was sich unter Postern von „Tokio Hotel“ und „High School Musical“ in Kinderzimmern abspielt, davon ahnen viele Eltern nichts oder nicht viel. Ihre Kinder leben in digitalen Welten, zu denen sie keinen Zugang haben. Aufmerksam werden sie erst, wenn es zu Auswüchsen kommt – wenn Kinder von der Schule fliegen, weil sie im Internet Lehrer beleidigt haben, wenn sie im Chat an Pädophile geraten oder dort selbst mit Gewalttaten drohen.

Die Gefahren der Parallelwelt, in der sich die Jugendlichen bewegen, beschreibt ein neues Buch des Münchner Jugendforschers Axel Dammler („Verloren im Netz – Macht das Internet unsere Kinder süchtig?“). Er kommt zu dem Ergebnis: Nicht das Internet ist das Problem und schon gar nicht die Jugendlichen, sondern vielmehr die Erwachsenen. Weil diese sich oft nicht für die digitalisierte Jugendkultur interessieren und teils weigern, selbst erwachsen zu werden, sei ihren Kindern die Reibungsfläche und das notwendige Korrektiv abhanden gekommen.

Anders als es der Titel vermuten lässt, beginnt Dammler sein Buch mit einer unaufgeregten Bestandsaufnahme der jugendlichen Lebenswelten. Er erläutert, wie Netz-Communities, Instant Messenger und „Handy-Hopping“ funktionieren. Die Folge ist laut Dammler eine „wachsende Unverbindlichkeit“ bei Jugendlichen. Ihre sozialen Beziehungen verlagern sie immer mehr ins Netz. Wer die meisten Freundschaftskontakte in seiner Community vorweisen kann, fühlt sich beliebt – auch wenn er die meisten virtuellen Freunde schon aus Zeitgründen im wirklichen Leben nicht treffen kann. Diese „Entmenschlichung der sozialen Beziehungen“ gehe mit einer zunehmenden Entblößung im Netz einher. Auf ihren Internetprofilen geben viele Jugendliche Informationen über sich preis, die sie im realen Leben höchstens den besten Freunden enthüllen würden.

Diese „digitale Kluft“ zwischen Eltern und Jugendlichen ist einzigartig. Anders als frühere Jugendkulturen ist die heutige mit rasanten technischen Entwicklungen verbunden, deren Auswirkungen für die Gesellschaft allenfalls mit denen der industriellen Revolution vergleichbar sein dürfte. Es reicht heute nicht mehr, eine Elvis-Platte aufzulegen oder im hauseigenen Partykeller eine Feier zu erlauben, um den Kontakt zur jugendlichen Welt herzustellen. Und während das Internet eine immer größere Rolle im Leben von Kindern und Jugendlichen spielt, steht auf der anderen Seite eine ganze Generation digitaler Analphabeten.

Laut einer Studie des Münchner Kreises, eines Vereins zur Kommunikationsforschung, haben vergangenes Jahr über 90 Prozent der 14 bis 29-Jährigen das Internet genutzt. Bei den über 50-Jährigen waren es dagegen nur 40 Prozent. Während die über 30-Jährigen einer Studie von „Bild der Frau“ und „Jacobs Krönung“ zufolge das persönliche Gespräch für die angenehmste Form der Kommunikation halten, sind es bei den 14- bis 19-Jährigen nur 36 Prozent. Die Jüngeren setzten stattdessen auf den Internet-Chat und SMS, wenn sie Freunden etwas mitteilen möchte.

Wie das Internet das Leben der Jugendlichen verändert, hat die Wolfsburger Gymnasiallehrerin Dörthe Stockhaus erlebt. Als sie kürzlich ihre Achtklässer zu ihrem Freizeitverhalten befragte, war sie überrascht: „Man gewinnt den Eindruck, dass viele ihre Hauptlebenszeit im Netz verbringen“, sagt Stockhaus. Bei anderen Schülern beobachtete Stockhaus eine Verschlechterung des Schriftbilds. Sie fingen an, Abkürzungen zu benutzen, vergaßen Wortenden und verwendeten ein „rudimentäres Deutsch“ – ganz wie bei der Kommunikation per SMS und im Chat. Immer wieder ertappt Stockhaus auch Schüler dabei, dass sie Hausarbeiten komplett aus Internetquellen abgeschrieben haben. „Wenn ich sie darauf anspreche, fehlt ihnen jegliches Unrechtsbewusstsein.“

Verdrängt wird von den Jugendlichen auch – wie von vielen erwachsenen Nutzern – was es bedeutet, persönliche Informationen im Netz zu veröffentlichen. Brüche in der Biographie oder Veränderungen in den Vorlieben sind noch Jahrzehnte später

Welche Folgen diese Ignoranz haben kann, weiß der Hamburger Online-Vermarkter Klaus Kopf. Vor zwölf Jahren gründete Kopf die Witzseite (ulknudel) Rund 9000 zugesandte Witze stellte er online. 2001 hörte er auf, die Website aktiv zu betreiben. Bis heute erhält Kopf einmal im Monat eine verzweifelte Mail: „Das sind fast immer Leute, die damals unter vollem Namen Witze geschickt haben und jetzt Schwierigkeiten befürchten, weil sie sich um eine Arbeitsstelle bewerben.“

In der Tat ergab eine Studie des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU), dass 70 Prozent der befragten Personalexperten die Bewerber schon vorab online überprüften. Anschließend seien 57 Prozent der Kandidaten aufgrund negativ bewerteter Suchergebnisse nicht mehr berücksichtigt worden.

Laut Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien haben 22 Prozent aller weiblichen und 18 Prozent der männlichen Teenager schon einmal freizügige Fotos ins Internet gestellt.

Wo früher Eltern und Pädagogen eingriffen, erfassen sie die Entwicklungen heute oft nicht einmal mehr. Nach Ansicht von Jugendexperten wie Axel Dammler ist es für sie deshalb unumgänglich, sich auf das Internet einzulassen: „Nur wer das Internet samt dessen Möglichkeiten und Risiken kennt, kann Jugendliche zur sinnvollen Nutzung dieses Mediums anleiten.“

Silaven dilovani wink


Verlernen wir uns zu freuen, so verlernen wir am Besten anderen weh zu tun!!!
 
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